Über die meisten Dokumente, die im Briefkasten landen freut man sich nicht besonders. Diese Woche war es aber anders, denn was ich diese Woche gefunden habe war folgendes: Der Bafög Bescheid. Gefreut habe ich mich sehr, da mir nun ein regelmäßiges Einkommen zu Verfügung steht, sodass man sich ernsthaft über die Aufteilung des Geldes auf die verschiedenen Lebensbereiche Gedanken machen kann. Auch wenn man kein Bafög bezieht oder sogar schon voll verdient, hat man wahrscheinlich auch ein mehr oder weniger geregeltes Einkommen, dass es zu handlen gilt, weswegen es hier natürlich genauso Sinn macht, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen.
Zentrale Fragen, die ich mir dabei gestellt habe waren, wie viel Geld ich für welche Art von Ausgabe einplanen kann und ob es überhaupt Sinn macht (für die Rückzahlung des Bafögs) zu sparen. But first things first…
Step 1: Eigene Bedürfnisse festlegen
Egal ob man studiert oder nicht, ist es hilfreich sich selbst zu fragen, welche Ansprüche man an seinen Lebensstandard hat. Oft ist es nämlich so, dass wir, wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, weniger brauchen um glücklich zu sein, als wir meinen zu denken. Das endet dann darin, dass man beispielsweise immer öfter Essen geht, einfach weil man mehr verdient und nicht weil es einem wichtig ist, weswegen am Ende des Monats wieder nichts mehr auf dem Konto übrigbleibt.
Zwar ist als Studierender das Geld wahrscheinlich etwas knapper, als wenn man Vollzeit arbeitet, jedoch gibt es vielleicht trotzdem teure Angewohnheiten, auf die man verzichten könnte, ohne dass die Lebensqualität dabei spürbar sinken würde.
Da es eine sehr individuelle Sache ist, muss sich jeder mal selbst den Kopf darüber zerbrechen, was für einen zu einem lebenswerten (Studenten-)Leben dazugehört. Hier kann man sich zum Beispiel folgende Fragen stellen:
- Wie oft will ich weggehen und wie viel brauche ich auszugeben, um dabei Spaß zu haben?
- Was erwarte ich von meiner Wohnung, bzw. wie viel Platz brauche ich dort wirklich?
- Was ist es, dass mich dazu bringt, neue Kleidung zu kaufen?
- Brauche ich die Mobilität des Autos, selbst wenn ich in der Stadt wohne, in der ich (kostenlos) die Öffis benutzen kann?
- …
Hier hilft es ungemein Zettel und Stift zur Hand zu haben, um die Ergebnisse des Brainstormings festzuhalten.
Step 2: Konkrete Aufteilung
Hat man sich mit der eigenen Lebensphilosophie beschäftigt, so ist man dazu bereit ans Eingemachte zu gehen. Jetzt geht es nämlich darum wirklich aufzuschlüsseln, wie viel Geld man in welchen Lebensbereich investieren möchte, wozu Excel oder ein anderes Tabellenkalkulationsprogramm der Wahl einen guten Dienst erweist. Zu der eben erwähnten Aufschlüsselung gibt es verschiedenste Modelle, die sich aber häufig eher an Voll-Verdienende richten.
Ein Beispiel, welches ich hier gefunden habe, wäre ein 50/30/20 Split mit Grundausgaben/Persönliche Bedürfnisse/Sparen & Investieren. Diese Strategie lässt sich aber meiner Meinung nach schwierig für Studierende etablieren, da die Grundausgaben, unter denen Wohnen, Essen und Mobilität zählen soll, wahrscheinlich deutlich über 50% einnehmen werden, was den weniger zu Verfügung stehenden finanziellen Mitteln zu verschulden ist.
Bei einem recht sparsamen Lebensstil kann man eher pauschal mindestens mit 200€ pro Monat für Ernährung und Haushalt rechnen und das nimmt dann eben den Teil ein, den es einnimmt. Daran wird man wenig schrauben können.
Ob man für eine Wohnung oder für ein Auto zahlt, schließt sich oft gegenseitig aus, weswegen auch hier die monatlichen Kosten sehr leicht zu überschlagen sind.
Wenn man dann zudem nicht nackt durch die Gegend rennen will, macht es wahrscheinlich auch Sinn ein monatliches Budget für Kleidung einzuplanen, selbst wenn man nicht jeden Monat shoppen geht.
Selbes gilt auch für Bildung, sprich für alles was irgendwie mit Uni zu tun hat. Da wird man Anfang des Semesters höhere Ausgaben tätigen, als unter dem Semester, weswegen man sich da auch über eine entsprechende monatliche Mittelung Gedanken machen kann.
Sind die Grundbedürfnisse gedeckt, bleiben noch die persönlichen Bedürfnisse (Freizeit, Hobby, Urlaub), und das Sparen bzw. Investieren übrig. Eine zentrale Frage ist ja hierbei, ob das Sparen bzw. Investieren in der Lebenssituation des Studierenden denn schon Sinn macht. Wenn Bafög bezogen wird, wird man wahrscheinlich eher mit der Überlegung spielen, den Darlehen-Anteil (sprich die Hälfte) wegzulegen, um sich den Rabatt bei der direkten Rückzahlung zu sichern. Wobei man selbst dafür 5 Jahre nach Ende des Bezugs Zeit hat. (Die Spielregeln zur Rückzahlung sind hier ganz gut aufgezeigt).
Aber soll ich jetzt jeden Monat etwas weglegen oder verdienen wir nicht später sowieso mehr, sodass das Sparen bzw. die Rückzahlung des Bafögs dann viel leichter fallen wird?
Das ist wieder eine lebensphilosophische Frage, die wie so oft nicht pauschal beantwortet werden kann. Ich persönlich bin auch mit meiner Meinung diesbezüglich schon etwas hin- und hergeschwankt. Zunächst klingt es natürlich vernünftig und verlockend, die Hälfte des Bafögs wegzulegen bzw. breit gestreut in die Aktienmärkte zu investieren, um nach den vielen Jahren mit mehr Geld da zu stehen als vorher.
Dann kam aber auch wieder der Gedanke, dass ich jetzt mit dem Geld Dinge tun kann, die ich später wahrscheinlich nicht mehr tun kann. Das Studentenleben ist nun mal irgendwie einmalig, weswegen es meiner Meinung nach auch mehr als vernünftig ist jetzt das Geld zu nehmen, um Erinnerungen zu schaffen, die einem nicht weggenommen werden können. Demnach habe ich mir vorgenommen mir trotz den überschaubaren finanziellen Mitteln in Zukunft die ein oder andere Unternehmung zu gönnen, um letztendlich reich an Erlebnissen zu sein. Man könnte also sagen man investiert das Geld in sich selbst, um das „Geld auf den Kopf hauen“ etwas seriöser klingen zu lassen 🙂
Natürlich gibt es nicht nur schwarz und weiß und man kann ja trotzdem ein bisschen was zurücklegen, wenn das Geld dafür noch reicht, wofür auch ich mich entschieden habe. Schließlich ist es eine gute Angewohnheit, Geld wegzulegen oder noch besser zu investieren, um es für einen arbeiten zu lassen. Dieses Fass möchte ich dann aber doch nicht noch aufmachen und einfach nur herzlichst empfehlen, sich mal mit dem Thema Sparen & Investieren auseinanderzusetzen (Einen guten Anfang macht dieses Video).
Step 3: Tracken
Eine Excel Tabelle ist gut, um sich im Vornherein einen Plan zu machen. Jedoch wäre es ja noch besser, wenn der Plan am Ende auch aufgeht. Deswegen ist es hilfreich die Ausgaben zu tracken, oder wie man früher dazu gesagt hat, ein Haushaltsbuch zu führen.
Zum Glück leben wir im 21. Jahrhundert und man ist nur 5 Minuten davon entfernt eine App herunterzuladen und einzurichten, die alles für einen erledigt (Ich benutze die App „Finanzguru“, ist aber auch einfach austauschbar mit vergleichbaren Apps). Solange man möglichst alles mit Karte zahlt, muss man auch nichts selbst eintragen und kategorisieren, was ziemlich praktisch ist.
Ich finde es aber auch wichtig zu erwähnen, dass man nicht auf Teufel komm raus jeden Monat versucht die selbst gesetzten Grenzen einzuhalten. In manchen Monaten wird man einfach mal mehr unternehmen als in anderen. Wichtig ist es einfach den gesamten Überblick nicht zu verlieren und zu wissen, dass man im Großen und Ganzen über die Runden kommt.
Zurücklehnen
Hat man sich einmal mit einer sinnvollen Aufteilung beschäftigt, so muss man sich darüber keine Sorgen mehr machen und kann guten Gewissens im Club an die Bar gehen. Ohne finanzielle Probleme lebt es sich einfach viel entspannter. Dafür muss man keineswegs reich sein, sondern sich nur einmal hingesetzt haben und sich Gedanken gemacht haben, selbst wenn das Geld knapp ist.