Ich habe letztens mal wieder ein Buch in die Hand genommen, welches mir schon vor vielen Jahren eine neue Sicht auf das Leben bescherte: Das Café am Rande der Welt. In diesem Zuge habe ich mir wieder Gedanken gemacht, ob ich noch auf dem richtigen Weg bin, also bildlich gesprochen natürlich.
In dem Buch spielt nämlich die Frage “Warum bist du hier?” eine große Rolle. Es geht darum herauszufinden, was man sich als Aufgabe auf diesem Planeten aussucht. Was also sein “Zweck der Existenz” (ZDE) ist.
I know: ziemlich deep. Es sind aber eben genau diese Fragen, die nicht leicht zu beantworten sind, die ich besonders spannend finde, auch wenn sich nicht jeder dazu entscheidet solche Fragen zu beantworten.
Wenn man sich jedoch dafür entscheidet, merkt man wahrscheinlich, dass die Beantwortung lange Zeit braucht, und sich diese Antwort auch immer mal etwas ändern kann. Bei mir ist es wie gesagt schon ein paar Jährchen her, als ich das Buch gelesen habe und somit hatte ich auch wieder Lust mich mit diesen tiefen Fragen zu beschäftigen.
Zum Buch
Das soll jetzt keine sonderlich große Buchzusammenfassung werden, aber hier die Rahmenhandlung:
Im Buch geht es um John, ein Geschäftsmann, der in den Urlaub fahren möchte, eigentlich um seine Batterien wieder aufzuladen. Er verfährt sich und stößt dabei auf ein weirdes Café, in dem auf der Speisekarte so komische Fragen stehen, wie “Warum bist du hier?”, “Hast du Angst vor dem Tod?”, und “Lebst du ein erfülltes Leben?”. Dabei sind die Mitarbeiter in dem Café sehr Hilfsbereit, wenn es darum geht die Fragen für sich selbst beantworten, und so helfen der Koch und die Bedienung eben auch John. Es folgen viele “Aha-Momente” und als John das Café wieder verlässt, ist er voller Tatendrang vieles an seinem Leben zu ändern.
Das Buch ist echt dünn und man kann es in zwei Stunden durchlesen (schnelle Leser*innen wahrscheinlich auch in Einer), wobei ich persönlich aber auch gerne das Buch kurz beiseite gelegt habe, um zu reflektieren, wie es denn bei mir aussieht.
Die Lehren für mich
Ich wurde vom Buch dazu angeregt, mir Mal wieder die große Frage zu stellen: “Warum bin ich hier?”. An dieser Stelle habe ich überlegt, was meine Talente oder Fähigkeiten sind, mit denen ich anderen helfen kann und mich gleichzeitig selbst erfüllen. Das sollen jene Dinge sein, die so gut wie immer Spaß machen. Religiöse Menschen könnten sich auch fragen, mit welchem Auftrag man hier auf die Erde geschickt wurde.
Aber egal ob mit oder ohne Gott: Die Frage ist nicht leicht und kann man bei kurzem Überlegen natürlich nur ahnen zu beantworten. Ich habe es aber trotzdem versucht und tat mein Bestes eine Weile nachzugrübeln und nicht abzuschweifen. Hierzu seine Gedanken aufzuschreiben macht da auf Jeden Fall Sinn. Ich hatte aber in dem Moment keinen Stift und Papier und ließ deswegen meinem stream of consciousness freien Lauf.
Nachdem ich Ideen gesammelt hatte, wollte ich natürlich abgleichen, ob ich diese Dinge auch jeden Tag tue. Das kann man gut mit der nächsten Frage “Hast du Angst vor dem Tod?” überprüfen. Mir ist im Laufe meines noch nicht all so langen Lebens aufgefallen, dass ich diese Frage manchmal eher mit “Ja” und Mal eher mit “Nein” beantwortet hätte. Keine Angst hatte ich, als ich das Gefühl hatte, gerade genau das zu tun, was ich eigentlich möchte und nicht zögere. Irgendwie habe ich in diesen Momenten das Gefühl alles aus meinem Leben zu machen, was ich möchte ohne später zu bereuen, etwas nicht getan zu haben. Je stärker also meine Antwort auf diese Frage “Nein” heißt, desto glücklicher und erfüllter fühle ich mich würde ich sagen.
Aber natürlich ist dieses “Nein” nie für immer. Wie es halt im Leben so ist geht es hin und her und manchmal verliert man sich. Auch ich hatte gelegentlich große Zweifel, ob das was ich jeden Tag tue (zum Beispiel Physik studieren) das ist, was mich wirklich erfüllt. Sich wirklich 100%ig sicher zu sein, schaffen wahrscheinlich wenn überhaupt nur wenige. Außerdem fiel mir auf, dass es nicht unbedingt nur EINE Sache sein muss, die einen erfüllt, sondern der Mensch auch vielfältiger sein kann bzw. ist. Das ist auch der Grund warum ich diesen Blog hier schreibe. Es ist eben auch ein Teil von mir, der ausgedrückt werden möchte, weil ich es irgendwie als inneres Bedürfnis empfinde meine Erfahrungen und Gedanken zu Teilen, in der Hoffnung damit anderen Menschen weiterhelfen zu können. Ähnlich verhält sich das mit der Musik. Einerseits macht es natürlich einfach Spaß zu musizieren, aber andererseits weiß ich auch, dass ich damit vielleicht beim ein oder anderen die Stimmung auflockern kann.
Umsetzung
Die Umsetzung gestaltet sich, wenn man es herunterbricht, als nicht besonders schwierig: Ich versuche letztendlich einfach jeden Tag die Dinge zu tun, die meinem ZDE entsprechen.
Dabei ist es aber leider nie möglich, alles an einem Tag unter den Hut zu bekommen, weswegen die Devise lautet: Tage sind kurz, Jahre sind lang.
Es kommt mir häufig so vor, dass ich an einem bestimmten Tag nicht viel schaffe. Wenn ich dann aber zurückblicke, was ich über das komplette Jahr alles geschafft habe, ist es gar nicht so wenig. Bei mir ist es häufig die Entscheidung zwischen Blog und Musik. Neben dem Physik Studium, ist es einfach nicht möglich beiden persönlichen Projekten gleichzeitig ausreichend Aufmerksamkeit zu geben. Da ist die einzige vernünftige Lösung sich Phasenweise einer Sache zu widmen.
Von einer guten Umsetzung bin auch ich noch weit entfernt aber zumindest habe ich erkannt, dass alles irgendwie in den Alltag reinzupressen nicht die Lösung ist, weil es einfach unmöglich ist und man auch nicht genügend Energie aufwenden kann, um den Aktivitäten gerecht zu werden.
Unzufrieden?
Manchmal gibt es Phasen in denen ich mich immer nach dem Wochenende sehne oder mich Frage “Wann sind denn endlich Ferien?”. Wenn das ein Dauerzustand wird, dann weiß ich, dass momentan etwas nicht richtig läuft. Viele Ansprüche möchte ich im Leben nicht haben, aber einer der wenigen ist, dass ich ein Leben führen möchte, vor dem ich nicht fliehen muss. Ich möchte mich auch auf die Tage unter der Woche freuen und diese Zeit auch (zumindest zu einem großen Teil) genießen können.
Wenn das nicht der Fall ist, würde ich vielleicht wieder anfangen, mir die oben erwähnten Fragen zu stellen. Es scheint mir ein bisschen wie ein Karussell, aber mir fällt da jetzt gerade auch nichts besseres ein.
Das Ziel ist es ja Aktivitäten zu finden, die Spaß machen und erfüllend sind. Wenn man das dann jeden Tag tut, sind die Chancen unzufrieden zu sein wahrscheinlich nicht mehr so hoch. Meiner Meinung nach ist es nämlich nur dann langweilig ist jeden Tag das gleiche zu tun, wenn man jeden Tag das falsche tut.