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Sein Leben im Griff haben

Ich gehöre zu den Menschen, die sich viel vornehmen – vor Allem wenn es um das Lernen von Fähigkeiten oder um das Aneignen von Wissen geht. Ich habe viele Pläne und Ziele und fühle mich oft überfordert alles unter einen Hut zu bekommen, weshalb es für mich schwierig ist einfach in den Tag hinein zu leben – besonders jetzt in den Semesterferien. Vielleicht bin ich einfach komisch aber eventuell kann man meine Neugier ein Stück weit nachvollziehen.

Natürlich ist der Mensch am Ende des Tages ein soziales Wesen und Quality Time mit anderen Menschen gehört auch bei mir zu einem guten Tag dazu, jedoch will ich auch meinen weiteren Interessen nachkommen.

Da ist mir in der letzten Zeit zunehmend aufgefallen, dass ich ohne Struktur oft in ein Loch falle, in dem ich von all den Möglichkeiten wie gelähmt bin und letztendlich gar nichts mache, was ich mir einst vorgenommen hatte. Das möchte ich möglichst vermeiden, weswegen ich mich mal wieder damit beschäftigt habe meinen Alltag zu ordnen. In den Ferien ist das für mich besonders wichtig, da von keiner äußeren Instanz (Uni/Arbeit) eine Struktur vorgegeben wird.

Diesbezüglich stieß ich beim Prokrastinieren auf ein Video von Ali Abdaal, der sein Wissen von über 100 Büchern über Produktivität zusammengefasst hat, was mir ein Stück weit Erleuchtung gebracht hat. Für mich geht es da aber nicht nur um Produktivität sondern, wie man sein Leben im Griff hat und sich nicht auf den Zufall verlassen muss.

Ziele setzen

Wo möchte ich hin? Ziele zu setzen ist, wie einen Kompass zu haben, der in eine Richtung zeigt. Ohne Kompass ist es zwar nicht unmöglich in die richtige Richtung zu laufen. Man macht es sich aber mit dem Verzicht nicht besonders leicht den Weg zu gehen, den man gehen möchte.

Man kann sich Ziele für sein Lebenswerk (Was soll auf meinem Grabstein stehen?), für die nächsten 3-5 Jahre oder einfach für das nächste Jahr setzen. Im Idealfall beschäftigt man sich mit seinen Wünschen für alle diese 3 Zeitspannen. Mir hat es auf jeden Fall geholfen Klarheit zu erhalten.

Ziele ändern sich immer mal wieder – genauso wie wir. Dies gilt es wohl zu akzeptieren. In ein paar Monaten, Jahren oder Jahrzehnten sieht unser Leben anders aus. Wir haben neue Erfahrung gesammelt und demnach auch wahrscheinlich andere Ziele. Man sollte sich also wohl immer mal wieder die Frage stellen: Wo möchte ich eigentlich hin?

Ziele bringen an sich erstmal recht wenig, auch wenn sie besser als nichts sind. Deshalb habe auch ich mir Gedanken gemacht, was ich jede Woche tun kann, um mich in die vorher mit meinen Zielen definierte Richtung zu bewegen.

Herunterbrechen

Darauf aufbauend kann man sich die Frage stellen: “Wie sähe meine perfekte Woche aus?”

Auch hier hab ich mich von Ali Abdaal inspirieren lassen, der Google Kalender benutzt, um eine perfekte Woche zu planen. Hier zum Video.

In dieser “perfekten” Woche plant man sich für alles Zeit ein, was man möchte. Dabei geht es ausdrücklich nicht nur darum sich produktive Dinge im klassischen Sinne vorzunehmen, sondern auch Zeit für sich selbst, seine Freunde, Familie und seine/n Partner/in einzuplanen. Für den ein oder anderen mag es etwas befremdlich klingen solche sozialen Aktivitäten zu planen, aber ich befürchte, dass sich die Terminfindung im Laufe des Lebens immer schwieriger gestaltet. Man hat immer mehr Verpflichtungen oder man nimmt sich selbst immer mehr vor, sodass soziales oder me-time schnell unter den Tisch fallen kann. Zumindest merke ich das bei mir immer mal wieder.

Letztendlich sollten also alle 3 Lebensbereiche Arbeit, Soziales und Gesundheit im gewünschten Verhältnis bei der Planung vertreten sein. Zur Inspiration ein paar Vorschläge meinerseits:

  • Jeden Tag Morgen bzw. Abendroutine nach bzw. vor dem Schlaf (8h)
  • Musizieren (Me-Time)
  • Vorlesungen
  • Deep Work für Übungsblätter/Lernen
  • Mittagessen + Spaziergang
  • Gym/Sport
  • Haushalt
    • Einkaufen
    • Kochen
    • Wäsche waschen
  • Freunde/Freizeit (leere Zeiträume)

Die Might-Do Liste (Zeit Management für den Einstieg)

Ich bin wie gesagt ein Mensch, der Struktur mag, wenn nicht sogar darauf angewiesen ist. Wenn ich mir nicht vorher Gedanken gemacht habe, was ich tun möchte bin ich meistens ziemlich Lost und laufe buchstäblich im Zimmer hin und her oder verschwende meine Zeit in den Tiefen des Internets.

Das, was dieses Szenario am ehesten verhindert ist, dass ich mich ein paar Minuten am Morgen hingesetzt habe und mich gefragt habe: “Was will ich heute in welcher Reihenfolge schaffen?”. Das kann man machen, auch wenn man die zwei zuvor beschriebenen Schritte nicht getan hat. Ich bin auch nicht perfekt und habe manchmal auch keine feste Tagesroutine oder “ideale Woche”, die ich einfach befolgen kann. Dann rettet es meinen Tag, dass ich mir eine “Might-Do Liste” mache. Hier kommt alles drauf, was ich tun könnte. (Das Wörtchen “might” bzw. “könnte” nimmt mir den Druck. Ich muss diese Dinge also nicht tun). Dann unterstreiche ich mir noch jenen Punkt, der mir am wichtigsten ist. Diese Sache hat dann oberste Priorität und sollte vor den anderen Punkten abgearbeitet werden und am Ende des Tages auf jeden Fall abgehakt sein. Alternativ versehe ich die Punkte manchmal mit Zahlen, die die Reihenfolge festlegen.

Diese Tagesplanung kann man wie gesagt entweder als alleinstehendes Werkzeug benutzen oder mit den anderen Schritten in Verbindung bringen.

Loslegen und dranbleiben

Ich nahm mir vor um 5 Uhr laufen zu gehen und der Zeiger zeigt nun auf die 5.

Was tue ich jetzt?

Das ist der entscheidende und gleichzeitig schwierigste Moment. Irgendwie kostet es manchmal unglaublich viel Energie und Willenskraft sich die Sportsachen anzuziehen und vor die Tür zu gehen. Es fühlt sich an wie ein Widerstand und nicht zu selten gibt man nach. Man prokrastiniert.

Es gibt Menschen, die viel Disziplin haben oder generell motiviert sind, was ihnen hilft sich in diesem Moment für ihr “Über-Ich” zu entscheiden. Ich persönlich tue mir oft sehr schwer die Aktivierungsenergie aufzubringen, um den Stein ins Rollen zu bringen und tue etwas anderes, was nicht das ist, was ich mir vorgenommen habe.

Wenn man aber einmal die Sportsachen angezogen hat und vor der Tür ist fällt es gar nicht mehr so schwer loszulaufen. Ich zumindest habe mich noch nie dazu entschieden wieder umzudrehen und reinzugehen, wenn ich einmal draußen war.

Ein bisschen komisch ist das schon, aber man kann es vielleicht zu seinem Vorteil nutzen, indem man sich diesen ersten Schritt so leicht, wie möglich macht. Wenn die Sportsachen beispielsweise schon bereit liegen, merke ich wie es die Wahrscheinlichkeit deutlich erhöht, dass ich sie auch letztendlich anziehe. Es könnte also hilfreich sein, bevor man schlafen oder auf Arbeit bzw. in die Uni geht die Sportsachen schon in den Weg zu legen.

Genauso kann man sich mit Freunden dazu verabreden zusammen zu Arbeiten oder zu lernen. Es muss nichtmal das selbe sein, was man lernt, sondern es reicht, dass man ausgemacht zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort zu sein. Manchmal lernt es sich so wie von alleine.

Wenn man einmal dabei ist, heißt es nur noch dranbleiben und sich nicht unerwünscht ablenken zu lassen. Ergo Handy weg und auf Flugmodus.

Es soll Spaß machen

Ich bin kein Fan der Mentalität: “Man muss erst leiden, um am Ende etwas erreicht zu haben”

Man sollte doch eher versuchen die Erfahrung in der Gegenwart so aufregend und cool wie möglich zu machen. Da opfere ich gerne die paar Prozent an Konzentration, wenn ich Musik höre beim Lernen, sodass es einfach mehr Spaß macht. Aus dem selben Grund lerne ich auch gerne mit Anderen zusammen. Natürlich muss am Ende ein Mittelmaß an “vorankommen” und “Spaß” gefunden werden, aber am Ende des Tages hatte ich im Zweifel lieber zu viel Spaß und bin dafür nicht so vorangekommen, wie ich es mir vorgenommen habe. Wahrscheinlich ist es auch nachhaltiger, und deshalb auch produktiver, wenn man mehr Spaß beim lernen hat.

Aus dem gleichen Grund ist es auch wichtig Pausen zu machen. Ich habe bei mir gemerkt, wie ich deutlich mehr Ausdauer beim lernen habe, wenn ich die Pomodoro-Technik anwende. Ob man sich jetzt genau an dieses “25min Arbeit, 5min Pause” hält, ist egal aber scheinbar sind ca. 90min das Maximum an pausenloser Konzentration, für was der Körper gemacht ist (Andrew Huberman in diesem Video).

Reflektieren

Selten erledige ich exakt das, was ich mir vorgenommen habe. Ich bin eben auch nur ein Mensch. Aber oft geht ein bisschen unter, was man an dem Tag, in der Woche oder dem Quartal bzw. Jahr eigentlich alles geschafft hat. Da rufe ich mir gerne vor dem Einschlafen in Erinnerung, was heute gut geklappt und was vielleicht nicht. In regelmäßigen Abständen, sich seiner Fortschritte bewusst werden, scheint meiner Meinung nach keine schlechte Idee.

Hier ein paar Denkanstöße:

  • Täglich
    • Wie war mein Tag?
    • Habe ich Dinge gemacht, die mir wichtig sind?
    • Für was bin ich dankbar?
  • Wöchentlich
    • Was waren die Herausforderungen/Erfolge dieser Woche?
    • Wie sieht die nächste Woche aus?
  • Alle 3 Monate
    • Sind meine Ziele noch relevant?
    • Bin ich auf einem guten Weg?

Nichts überstürzen

Ich habe jetzt sehr viel Input gegeben, und falls man denkt, dass ich jeden Punkt genauso ausführe, wie ich es beschrieben habe, muss ich sagen: Nein, das tue ich nicht!

Es wäre auch viel zu viel, alles auf einmal umsetzen zu wollen. Da verliert man zu schnell die Lust und macht am Ende weiter wie davor. Wahrscheinlich ist es das beste, wenn man sich alle 2 Wochen einen Punkt herauspickt und versucht in den Alltag zu implementieren. Was man aber sofort machen kann, ist das Ziele setzen und noch das Herunterbrechen. Das sind zunächst einmalige Aktionen, die jedoch etwas Klarheit geben.

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