Probleme aufschieben und sich am Ende des Tages unglücklich im Bett wiederfinden, weil man sich mal wieder nicht mit den Aufgaben des alltäglichen Lebens konfrontiert hat und allem irgendwie aus dem Weg gegangen ist. Auch das war ein Teil meiner Weihnachtsferien, auf den ich nicht sonderlich stolz bin.
Ich habe mich dabei gefragt: “Wäre es nicht schön, wenn man keinerlei Probleme und unangenehme Aufgaben im Leben hätte? Wäre man dann nicht glücklich?” und habe Antworten gefunden… (Spoiler Alert: Die Antwort ist, wen wundert’s, ganz klar “Nein”, wobei sich immernoch die Frage stellt “Warum eigentlich?”).
Life is series of problems
Gab es jemals eine Zeit, in der wir keine Probleme hatten? Ich denke da zunächst an die Zeit im Kindergarten, aber wenn man ehrlich ist, hatte man selbst da irgendwelche Probleme, auch wenn diese aus heutiger Sicht alles andere als ernsthaft wirken. Natürlich hat man sich beim spielen keine Gedanken über ein gesichertes Einkommen oder ähnliches gemacht, aber wenn ein Spielkamerad mit demselben Ball spielen will, dann war das auch nicht einfach.
“Nach dem Abi” ist mein nächster Gedanke. Endlich war man raus aus der Schule und man konnte ohne schlechtes Gewissen jeden Tag machen, was man will. Da kann es doch keine Probleme geben, oder?
Naja ganz so einfach war es ja doch nicht, denn ich kann mich gut erinnern, wie es plötzlich zum Problem wurde die ganze Zeit mehr oder weniger sinnvoll zu füllen, was nach einem Luxus-Problem klingt, was es vielleicht auch ist. Jedoch war auch das ein Problem, mit dem ich mich ernsthaft auseinandersetzen musste, um eine gute Zeit haben zu können.
Außerdem stand auch die Uni vor der Tür und für das Studentenleben mussten auch Vorkehrungen getroffen werden. Sei es Immatrikulation, Bafög oder WG Suche – es gab immer eine noch offenstehende Aufgabe.
Das kann man jetzt noch unendlich weit mit jeder Lebensphase fortführen, aber ich denke der Punkt wird klar. Man wird immer auf irgendeine Art und Weise Probleme zu lösen haben. Egal wie sehr man versucht alles Unangenehme zu beseitigen, es wird sich dabei immer ein neues Problem ergeben.
Probleme machen glücklich
Ich fand den Gedanken der unendlichen Probleme zunächst deprimierend. Als ich mich jedoch in der letzten Woche mal wieder aufgerafft habe ein Sachbuch zu Lesen, nämlich “The Subtle Art Of Not Giving A Fuck” von Mark Manson, wurde mir in Kapitel 2 “Happiness Is a Problem” klar, dass es gerade das Lösen von Problemen ist, was glücklich macht und nicht das nicht-vorhanden sein von jenen.
Dass das Leben eine Reihe von Problemen ist, ist dabei ein Fakt, den es zu akzeptieren gilt. Da macht es auch Sinn, warum ich nicht glücklich bin, wenn ich statt mich mit meinen Problemen zu konfrontieren, sie auf unbestimmte Zeit aufschiebe.
Ganz konkret kann man das beispielsweise auf alles beziehen, was mit der Uni zu tun hat. Wenn ich daran denke, mich an ein Übungsblatt zu setzen dann spüre ich einen gewissen Widerstand mich dieser Sache anzunehmen.
Das ist schon ein bisschen paradox oder?
Gerade die Dinge, die einen letztendlich am glücklichsten machen schiebt man am allerliebsten auf und man tut teilweise alles Mögliche, um unglücklich zu sein.
Man könnte eine Regel aufstellen, die besagt: Je mehr Widerstand man spürt, desto wichtiger ist es die Sache zu erledigen und desto glücklicher macht es einen letztendlich.
Muss man dafür Leiden?
Mark Manson schreibt in seinem Buch nicht von einem Widerstand, sondern oft vom Leid, welches durchgestanden muss, um am Ende glücklich zu sein. Damit bin ich jedoch nicht d’accord, denn wenn ich beispielsweise gerade diesen Beitrag hier schreibe leide ich nicht. Ich schiebe es zwar gerne etwas auf, weil ich den eben erklärten Widerstand spüre, jedoch kann es durchaus Spaß machen, sich diesem Widerstand zu widersetzen.
Wenn man vom Training im Gym oder von anderem Sport redet, dann ist der Terminus des Leidens wahrscheinlich etwas passender, da man einen gewissen Schmerz überwindet, was aber meiner Meinung nach am Ende trotzdem Spaß machen sollte. Man muss also vielleicht gefallen am Leiden finden, was zunächst etwas gewöhnungsbedürftig klingt.
Praxis
Aber wie sieht das jetzt in der Praxis aus?
Nachdem ich den oben erwähnten Bestseller gelesen habe, könnte man ja meinen ich müsste jetzt ein super erfülltes und glückliches Leben führen können.
Naja sind wir mal ehrlich: Erstens gibt es so ein perfektes Leben nicht und zweitens bin ich auch eine faule Sau.
Trotzdem gab mir ja das Buch guten Input und hat demnach die Wahrscheinlichkeit, dass ich die Bearbeitung der Übungsblätter aufschiebe, etwas verringert, wenn auch nicht auf null.
Ich habe dennoch jeden Tag damit zu kämpfen, die Dinge auf der To-Do Liste zu erledigen, keine Frage, aber der Perspektivenwechsel hat mir definitiv gutgetan. Er hat mich daran erinnert, dass ich vielleicht glücklicher wäre, wenn ich die Tage besser strukturiere, indem ich mir fest vornehme wann ich mich welchem Problem widmen möchte.
Dass hier bei mir noch Luft nach oben ist, habe ich in den Ferien deutlich gemerkt, wo der Tag nicht durch die Uni selbst durchgetaktet war. Sobald ich mehr Freizeit zu Verfügung habe und damit freier in der Gestaltung des Tages bin, spüre ich, wie ich zu gerne den eigentlichen Problemen aus dem Weg gehe und mit vermeintlich sinnvollen Aufgaben, wie Gitarre oder Klavier spielen prokrastiniere. Natürlich ist Musik machen eigentlich mega cool, aber wenn es nur der Vermeidung von Problemen dient eben nicht :/ . Hier hätte mich ein selbstgemachter Stundenplan wahrscheinlich häufiger dazu gebracht, die eigentlichen “Aufgaben” zu erledigen.
Hätte ich mir einen Vorsatz für das neue Jahr gemacht, dann wäre es wahrscheinlich diese Strukturierung des Tages öfter, vor Allem am Wochenende, durchzuziehen. Mal schauen, wie lange ich das nun auch aufschiebe 😀