Wir alle kommen aus der Schule mit guten FreundInnen, mit denen wir über viele Jahre hinweg täglich Kontakt hatten und die uns ans Herz gewachsen sind. Jeden Morgen hat man sich gemeinsam dem Schulalltag mehr oder weniger erfolgreich gestellt und ist dabei nicht nur in der Analysis durch Hochs und Tiefs.
Doch was wird aus der Freundschaft mit den Lieblings-SitznachbarInnen, jetzt wo sich die Wege auf irgendeine Art und Weise trennen und man in unterschiedlichen Städten sesshaft geworden ist?
Natürliche Auslese
Mir ist bewusst, dass dieser Terminus mehr im Biologieunterricht zu suchen hat als beim Thema zwischenmenschliche Beziehungen, weil es echt hart klingt, aber let me explain…
Im Laufe der Schullaufbahn ist die Anzahl an Menschen, die man als „Freund“ oder „Freundin“ bezeichnen würde wahrscheinlich eher gesunken als gestiegen. Mit der Zeit lernt man einfach, dass zu einer Freundschaft mehr gehört, als sich jeden Tag zu sehen, hallo und tschüss zu sagen.
Somit würde ich zwischen richtigen FreundInnen und SchulkollegInnen unterscheiden. Mit zweiterem hat man vielleicht seinen täglichen Spaß haben können und man hat sich auch öfters auf Partys gesehen. Eine besonders enge Bindung hat man mit diesen Menschen aber wahrscheinlich nicht und da ist es dann auch nichts Verwerfliches, wenn man keinen Kontakt mehr hat und man sich einfach auseinanderlebt.
Deutlich anders sieht es aber bei jenen Menschen aus, die einen in der Schule den Tag versüßt haben, weil es einfach das schönste der Welt war jeden Morgen vor dem Unterricht und in den Pausen über Gott und die Welt zu reden. Ich rede hier vom Freundeskreis, der quasi mit einem täglichen Stammtisch verglichen werden kann und mit dem man die wildesten Geschichten in den vielen Jahre der Schule erlebt hat.
Diese Menschen will man nicht so einfach hergeben, weswegen es sich lohnt, sich Gedanken zu machen, wie man diese freundschaftlichen Beziehungen aufrechterhalten kann.
Gib dein bestes, aber nicht mehr!
Ein Rezept für das Aufrechterhalten dieser freundschaftlichen Beziehungen habe ich nicht, sorry.
Was ich jedoch nicht versuchen würde, wäre die Freundschaft allein über den WhatsApp Chat aufrecht zu erhalten. Hier sehe ich niedrige Erfolgschancen, denn letztendlich erzählt man sich nur noch vom anderen Leben, statt zusammen etwas zu erleben und neue Erinnerungen zu schaffen, was der Nährboden für eine gute Freundschaft ist.
Deutlich sinnvoller ist es meiner Meinung nach deswegen den Chat zu verwenden, um sich für ein reales Treffen oder wenigstens ein Telefonat zu verabreden. Ersteres ist natürlich ideal aber selbst ein Anruf kann die zwischenmenschliche Beziehung schon deutlich besser stärken, als Text- oder Sprachnachrichten.
Klar ist eine Verabredung jetzt aufwendiger zu planen als noch vor ein paar Monaten, aber für jene Menschen soll es sich ja lohnen.
Zudem ist es wichtig jede Gelegenheit zu nutzen. Bist du zufällig in der Stadt eines Freundes oder einer Freundin? Dann nutzt die Chance und trefft euch, denn wer weiß, wann es das nächste Mal wieder möglich sein wird.
Andererseits kann es aber auch vorkommen, dass es mit der ein oder anderen Freundschaft doch nicht mehr klappt, weil man sich einfach auseinanderlebt und ein Treffen nur künstlich konstruiert wirkt. Das wird wahrscheinlich jedem irgendwann einmal passieren und das ist auch etwas, was zum Leben dazugehört. Die Woche hat nun mal nur 7 Tage und ein Tag 24 Stunden. Irgendwie muss es Menschen geben, zu denen der Kontakt schwindet, wenn neue Freundschaften, wie jetzt Anfang des Studiums entstehen.
No Pressure
Dass man im Studium zumindest theoretisch höhere Chancen was das Finden von Menschen mit ähnlichen Interessen hat, habe ich ja schon häufiger auf meinem Blog erwähnt.
Dennoch finde ich es wichtig zu erwähnen, dass das nicht zwangsweise dazu führen muss, dass man in den ersten drei Wochen direkt seinen Seelenverwandten findet.
Mir wurde nämlich oft gesagt, dass die erste Woche Uni großen Einfluss auf den letztendlichen Freundeskreis hat, was ich auch erstmal bestätigen kann. Jedoch hab ich daraus den falschen Schluss gezogen und habe mir Druck gemacht, unbedingt in kurzer Zeit enge FreundInnen zu finden, statt die Dinge einfach ihren Lauf nehmen zu lassen.
Es muss also in dieser ersten Clique nicht zwangsmäßig die Person sein, die einen bis zum Studienende begleitet. Genauso wenig muss man an der Uni im allgemeinen bessere FreundInnen finden, als die aus der Schule. Das ist eine sehr individuelle Sache und da sollte man sich von keinem aus der Ruhe bringen lassen.