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Reisen & Sprache lernen

Endlich Urlaub! In den letzten Wochen war ich viel auf Achse, vor Allem im Süden Italiens, wobei ich um viele Erfahrungen und Sprachkenntnisse reicher geworden bin. Reisen und Sprache lernen haben also einen wesentlichen Teil meiner Semesterferien eingenommen, wovon ich gerne ein bisschen erzählen möchte.

Warum Reisen?

Wer mich kennt, weiß, dass ich mir gerne die Frage stelle, warum ich das eigentlich tue. Natürlich sollte “Na weil’s mir Spaß macht” immer eine Rolle spielen, aber eben nicht die einzige.

Auch wenn ich das Privileg hatte bis jetzt in meinem Leben viel gereist zu sein, würde ich nicht behaupten, dass das Reisen das wichtigste in meinem Leben also meine allergrößte Leidenschaft ist. Trotzdem finde ich den Austausch mit einer anderen Kultur immer wieder schön. Man ist meiner Meinung nach oft viel zu sehr in seiner Bubble und sieht Dinge als selbstverständlich an, die es gar nicht sind. Dazu finde ich es immer schön für eine kurze Zeit in die Rolle eines Einheimischen zu schlüpfen – zumindest so weit es geht.

Jede Kultur hat nämlich auf die Fragen des Alltags und des Lebens im Allgemeinen andere Antworten, wobei natürlich keine Lebensweise besser oder schlechter als die andere ist. Beispiel Süditalien: Manche Dinge, wie das Zeitmanagement und Pünktlichkeit (damit meine ich nicht die Öffis; die sind nämlich deutlich pünktlicher als in Deutschland) werden oft etwas entspannter und lässiger gesehen. Ganz anders sieht es dann auf der Straße aus. Hier würde ich empfehlen, einfach so schnell fahren, wie es geht, unabhängig von der Geschwindigkeitsbegrenzung. So erspart man sich einige Lichthupen und waghalsige Überholmanöver seitens der ItalienerInnen, auch wenn man schon 20 km/h schneller fährt als erlaubt.

Wenn man noch tiefer in die Kultur eintauchen will, führt meiner Meinung nach kein Weg daran vorbei, die jeweilige Sprache zu lernen und zu sprechen. Man wird so von den Menschen einfach anders gesehen und kann auch auf einer anderen Ebene mit ihnen interagieren. Deswegen ist das Lernen der Sprache definitiv sinnvoll, vorausgesetzt man hat wirklich Lust darauf, da sonst wahrscheinlich früher oder später das Handtuch geworfen wird, aber mehr dazu später.

Wenn man sich jetzt also dafür entschieden hat wegzufahren, egal mit oder ohne Sprachkenntnissen stehen schon die nächsten Herausforderungen vor der Tür.

Leons Reisetipps für die (Winter-)Semesterferien

Das hier ist kein Travel-Blog. Trotzdem möchte ich gerne meine Erfahrungen aus den letzten Wochen teilen.

Zunächst stellen sich folgende Fragen:

  • Wer? Alleine? Wenn nein, mit wem?
  • Wohin?
  • Wie? Verkehrsmittel? Camping? AirBnB? Was unternehmen?

Für mich haben sich die meisten Fragen ziemlich schnell erledigt, da ich zu einer Gruppe gestoßen bin, in der zumindest klar war, dass man nach Süditalien möchte. Hier hätte man in Europa nämlich in den Wintersemesterferien wahrscheinlich noch die besten Chancen auf gutes Wetter.

In der Vorbereitung haben wir uns auf AirBnB geeinigt, da so gut wie kein Campingplatz in Süditalien im März geöffnet ist und man sich auch viel Platz spart ohne die ganze Ausrüstung. Außerdem ist der Süden Italiens wirklich so günstig, dass die Unterkünfte für 9 Nächte weniger als 90€ pro Kopf gekostet haben. Da käme Camping nicht so viel günstiger, dass sich der Aufwand lohnen würde.

Wir hatten zu sechst einen Caddy inklusive Dachbox zu Verfügung. Selbst ohne Campingausrüstung war es schon ziemlich voll mit der Sitzbank, die den Kofferraum einnimmt. Für das Packen rate ich also bei solchen Umständen zu radikaler Sparsamkeit. (Eine Waschmaschine im AirBnB hilft dabei sehr!)

Wir sind am Abend losgefahren um die ruhige Verkehrslage der Nacht zu nutzen. Mit sechs FahrerInnen war das auch absolut kein Problem. Logischerweise hat man leider unter der Fahrt keinen schönen Blick aus dem Fenster, wenn es Dunkel ist, aber naja, dafür spart man sich einiges an Stress und wahrscheinlich auch Zeit.

Ich bin sehr froh, dass in der Gruppe von Menschen, mit der ich meinen Urlaub verbracht habe alle stets kompromissbereit waren, was wahrscheinlich einer der wichtigsten Grundvorraussetzungen für einen schönen Urlaub ist. Man kann an noch so schönen Orten sein, aber wenn es zwischenmenschlich nicht passt und man sich nur streiten muss, was denn jetzt Programm ist, kann es einfach nur anstrengend werden.

Da das hier wie gesagt kein Travel Blog ist, möchte ich nicht weiter auf den Urlaub an sich eingehen, sondern eher meine Ideen zu einer anderen schönen Thematik teilen. Etwas, dass das fremdes Land auf einer noch tieferen Ebene erfahren lässt.

Sprache lernen – Mein Weg

Bevor ich mich hier als Meister des Sprachenlernens darstelle möchte ich zunächst sagen, dass ich alles andere als das bin und ich viele Ideen dem YouTuber Nathaniel Drew zu verdanken habe.

Vor etwa einem Jahr habe ich mir vorgenommen italienisch zu lernen. Eine Sprache zu lernen ist hart und vor Allem wenn man es alleine lernen möchte erfordert es viel Disziplin. Deswegen habe ich mir zu Beginn Gedanken gemacht, warum ich diese Sprache überhaupt lernen möchte, sodass ich mich immer wieder daran erinnern kann, wenn es mal wieder etwas frustrierend ist, denn das wird es früher oder später unausweichlich sein. Somit kann ich mich immer wieder an den “Antrieb” erinnern, dem ich schon einen ganzen Blogpost gewidmet habe.

Nach dem ersten Brainstorming mit der Frage “Warum?” gestaltete sich mein Weg des Sprachenlernens also wie folgt:

  1. Duolingo

Um ein Gefühl für die Sprache zu bekommen, habe ich vorerst die App Duolingo benutzt. Durch den spielerischen Charakter macht das Sprache lernen hiermit auf jeden Fall Spaß. Nach ein paar Wochen merkt man aber, dass deutlich mehr (und wichtigeres) Vokabular im echten Leben benötigt wird.

2. Top 1000 Wörter

Wenn ich mich richtig erinnere beinhaltet der Wortschatz eines Muttersprachlers etwa 30.000 Wörter. Jedoch werden nur 1000 Wörter benötigt, um 80% des Sprachgebrauchs abzudecken.

Somit habe ich mich auf die Suche nach einer Liste der 1000 am meisten benutzten Wörter im Italienischen gemacht und wurde fündig (hier). Für die Übersetzungen musste dann leo.org herhalten, was nicht immer optimal war. Im Nachhinein bin ich häufiger auf die Seite https://context.reverso.net/übersetzung/ gestoßen. Hier hat man eventuell bessere Chancen auf gute Übersetzungen plus die Wörter werden immer in einen Kontext gesetzt, was es deutlich leichter macht den wirklichen Sinn des Wortes zu erfassen und es sich daher auch besser zu merken.

3. Grammatik

Wörter alleine bringen ziemlich wenig, wenn man nicht weiß, wie man sie zu einem sinnvollen Satz zusammenfügen kann. Hierzu gibt es im Internet reichlich Inhalte, wobei vor Allem YouTube Videos einem das Leben sehr leicht machen. Man muss sich vielleicht auch erstmal einen Überblick verschaffen, welche Grammatik überhaupt wichtig ist. Hier kann man sich an der Reihenfolge in einem einem klassischen Schulbuch orientieren. (Tipp für Sparfüchse: Einfach in der nächsten Buchhandlung die Grammatiksektion eines Sprachenlernbuchs abfotografieren)

Zudem kann man noch mit gesunden Menschenverstand entscheiden, welche Grammatik wichtig ist. Beispielsweise wird es wahrscheinlich früher oder später sinnvoll sein, sich in Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft ausdrücken zu können.

4. Input

Eine Sprache ohne Sprachgefühl zu lernen kann mit dem Lernen eines Instruments ohne vorher Musik gehört zu haben verglichen werden. Woher will man beim Instrument wissen, wann man sich verspielt, wenn das Gehör nicht unsere Musik gewohnt ist? Genau so ist es auch bei der Sprache. In der Schule hat man einen Lehrer, der einem immer sagen kann, wann etwas komisch oder falsch klingt. Viel cooler wäre es aber, wenn man selber merkt, dass etwas nicht richtig klingt.

Dazu ist es meiner Meinung nach sinnvoll, sich so oft wie möglich mit der Sprache zu konfrontieren. Das ist heutzutage zum Glück alles andere als schwierig. Was am meisten Spaß macht ist einfach Musik zu hören und dabei mitzusingen. Auf YouTube gibt es dann außerdem oft Videos, die für Lernende gemacht werden. Hier werden oft einfachere Worte benutzt und vor Allem langsamer gesprochen. Das gleiche gilt auch für Podcasts.

Bis man auf einem Level ist, um Inhalte für Muttersprachler gut zu verstehen, dauert es wahrscheinlich etwas. Mir war es aber teilweise ziemlich egal, dass ich nicht alles verstehe und habe trotzdem Serien und Filme angeschaut, wodurch ich wenigstens alltägliche Floskeln gelernt und unterbewusst hoffentlich auch das Sprachgefühl erweitert habe. Es war wahrscheinlich alles andere als der effizienteste Weg, aber wenigstens hatte ich eine gute Rechtfertigung, um Netflix zu schauen 🙂

Letztendlich kann man auch die Sprache des Handys ändern, um sich noch öfter mit der Sprache zu konfrontieren, was auch den Wortschatz um die ein oder andere sinnvolle Vokabel erweitern kann.

5. Sprechen

Man kann nur sprechen lernen indem man spricht. Klingt logisch, wird aber auch in der Schule viel zu wenig gemacht. Hierzu Gelegenheiten zu finden ist schwieriger als die Punkte davor, jedoch heutzutage alles andere als unmöglich. Es gehört etwas Mut dazu aber man kann Apps, wie hellotalk benutzen um mit Muttersprachlern in Kontakt zu kommen, die im Gegenzug die eigene Muttersprache lernen möchten.

Das habe ich nur einmal benutzt und hatte eine eher durchwachsene Erfahrung, was aber an der Zwischenmenschlichkeit, als am eigentlichen System gelegen hat.

Die krasseste Erfahrung wird man haben, wenn man in das jeweilige Land reist und dort bei einer Gastfamilie oder ähnlichem lebt, wo man 24/7 mit der Sprache konfrontiert wird und gezwungen ist diese zu sprechen. Das ist sehr herausfordernd und hart, bringt aber gleichzeitig sehr viel.

Das kann ich sagen, da ich den zweiten Teil meines oben erwähnten Urlaubs in einem Kloster in der nähe von Ancona verbracht habe. Dort kannte ich nämlich einen Priester noch aus der Heimat, weswegen ich das Privileg hatte dort für eine Woche wohnen und sehr viel lernen zu können. Hier war ich Stimmungsschwankungen meiner selbst, vergleichbar mit einer Sinus-Welle ausgesetzt, da es sehr frustrierend und deprimierend ist, stets nicht das sagen zu können, was man eigentlich möchte. Gleichzeitig musste ich mich bei jedem Wort, was gesprochen wird stark konzentrieren, um wenigstens den Kern der Aussage verstehen zu können. Vor allem die ersten Tage waren dabei keine einfache Zeit, da man sich auf irgendeine Art und Weise isoliert und deswegen auch einsam fühlt. Die zweite Hälfte der Zeit im Kloster war dann aber besser, da ich immer mehr verstehen und sagen konnte. Letztendlich wäre ich dann doch gar nicht mehr so abgeneigt gewesen etwas länger zu bleiben, wenn nicht der Zug in die Heimat schon gebucht gewesen wäre.

Kein Perfekter Weg

Das ganze war mein bisheriger Weg dem Italienischen mächtig zu werden – zumindest der Versuch. Perfekt war er definitiv nicht, aber wenigstens war ich nicht so frustriert, wie damals Französischunterricht in der Schule. Eine Sache, die ich ein bisschen bereue, ist dass ich innerhalb des letzten Semesters an der Uni kaum dazu gekommen bin, meine Sprachkenntnisse groß zu erweitern. Hier hätte ich wenigstens ab und zu ein paar Vokabeln anschauen können, aber naja – der Tag hat halt am Ende nur 24 Stunden.

Des Weiteren sollte gesagt sein, dass es auch gar keinen einheitlichen Ansatz zum Erlernen einer Sprache gibt, der für jeden passt. Es gibt hier viele verschiedene Werkzeuge, von denen aber nicht alle für jeden funktionieren, weswegen jeder selbst herausfinden muss, welche Art des Lernens die Richtige für ihn ist. Ich hoffe ich konnte mit meinem Ansatz zumindest zeigen, dass es auch anders gehen kann, wie man es aus der Schule kennt.

Viel passiert(e Tomaten)

Um nochmal zum Reisen zurück zu kommen, fand ich die letzten Wochen sehr ereignis- und abwechslungsreich muss ich sagen. So viel unterwegs zu sein fand ich persönlich sehr schön, bin aber gleichzeitig froh wieder in der vertrauten Heimat zu sein. Ich merke jetzt schon, dass es meine Sichtweise auf ein paar Dinge geändert hat, was ich als eine positive Entwicklung sehe. Dazu gehören banale Dinge, wie die Erkenntnis, dass man sehr viele verschiedene Dinge aus passierten Tomaten machen kann, aber auch eine gewisse Gelassenheit, die mich jetzt begleitet. Somit habe ich also ein Stück Süditalien mit nach Hause genommen.

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