Der lang ersehnte Oktober ist da und das Datum des Studienbeginns wirkt plötzlich gefährlich nahe. Dementsprechend habe ich auch im Verlauf der letzten Woche mit meinem Umzug nach Bayreuth begonnen, denn ohne ein ordentliches Zimmer lässt es sich schlecht studieren.
Ich bin alles andere als ein Umzugsprofi und Überforderung war nicht selten ein Teil von meinem Alltag. Jedoch gibt es trotzdem ein paar Dinge, die ich gerne zu diesem Thema erzählen würde.
Minimalismus
Wer wie ich vom Elternhaus aus umzieht und sein altes Kinderzimmer behalten kann, hat einen Vorteil: Man muss nicht alles mitnehmen
Es kann also getrost das ein oder andere Kleidungs- bzw Möbelstück daheim gelassen werden, ohne, dass man sich direkt fürs wegschmeißen oder weiterverkaufen entscheiden muss.
Aber warum macht es Sinn weniger Dinge zu besitzen?
Es gibt wirklich viele Gründe für einen minimalistischeren Lebensstil.
Man spart Geld, Platz, Stress, Arbeit bei Umzug und Reisen und bekommt dafür mehr Zeit und Dankbarkeit für die Dinge im Leben, die einem wirklich etwas bedeuten und man lebt dabei noch umweltschonender.
Dem Thema Minimalismus wurden schon ganze Bücher, Blogs und Youtube Kanäle gewidmet. Hier gibt es also viel zu Entdecken. Ein Beispiel ist der Youtube Kanal von Matt D’Avella, dem ich schon etwa 2 Jahren folge.
Wer an der Idee Gefallen gefunden hat, der kann sich also jetzt bei jedem Gegenstand die Frage stellen: „Brauche ich das wirklich?“
Mit bleibendem Kinderzimmer kann man dann diese Sache einfach im alten Zu Hause lassen. Wenn man etwas sehr dringend braucht, kann man es ja jederzeit von daheim mit mehr oder weniger Aufwand holen.
Ich habe mich in diesem Sinne auch hingesetzt und eine Liste geschrieben mit allen Dingen, die ich mit nach Bayreuth nehmen möchte. Dabei im Hinterkopf war natürlich immer der Gedanke, die Liste so kurz wie möglich zu halten.
Bei mir ist es vor Allem Kleidung, die ich absichtlich zurück lasse. Egal ob T-Shirts, Hosen oder Pullis – überall gibt es Teile, die ich nicht vermissen würde, weil ich sie nur anziehe, dass sie einfach mal getragen werden.
Deswegen probiere ich es mal den Winter mit nur einer Jeans und vier Pullis zu bestreiten. (Es ging hier um die Anzahl und nicht die Art des Kleidungsstücks, also nicht denken, dass ich keine Unterhosen trage)
Finanziell gewinnbringend ist das ganze dann auch noch, wenn man sich dazu entscheidet, die alten Teile zu verkaufen, statt sie verstauben zu lassen. Stichwort Vinted (früher: Kleiderkreisel)
Neue Heimat, neue Menschen, neue Zweifel
Thematisch jetzt ein kleiner cut, sorry
Die Euphorie ist groß, wenn ich an meine neue Wohnung und die damit verbundenen neuen Möglichkeiten denke. Jedoch wäre es gelogen, wenn ich behaupten würde, es wäre nie Zweifel aufgekommen.
„Ist es der richtige Studiengang?“, „Werde ich mit meinen Mitbewohnern langfristig eine gute Beziehung aufrecht erhalten können?“ und „Fuck ich bin so lost auf dieser Studentenparty!“ waren auch ein Teil der vielen Gedanken, die in dieser verrückten Zeit des Umbruchs im meinem Kopf herumgeschwirrt sind.
Gemischt wurde das dann noch mit bisschen Heimweh und nem Strafzettel fürs Parken auf der falschen Straßenseite, der by the way die Vorfreude auf die eben erwähnte Party echt gekillt hat. (Alkohol ist übrigens auch keine Lösung, um die Ordnungswidrigkeit zu vergessen. Lieber eine Nacht schlafen, dann tut die 15€ Überweisung an die Stadt Bayreuth deutlich weniger weh)
Ich denke aber, dass solche Gefühle definitiv ihre Daseinsberechtigung haben.
Es kostet einfach viel Energie, so viele neue Menschen in einer Umgebung, die genauso unbekannt ist, kennenzulernen.
Ich denke aber auch, dass sich diese Energieinvestition lohnt, da man letztendlich hoffentlich mit tollen Erfahrungen und Freundschaften beschert wird, die das Leben verändern.
Den Lebensmittelpunkt zu verschieben braucht zudem auch einfach ein bisschen Umgewöhnungszeit. Es ist also denke ich auch vollkommen normal, dass man etwas braucht, dass sich die neue Heimat auch wirklich wie „zu Hause“ anfühlt.
Außerdem wissen die wenigsten direkt nach dem Abi mit 18 oder 19 Jahren genau, mit was sie irgendwann mal ihre Brötchen verdienen wollen. Es bleibt einem ja auch nichts anderes übrig, als das nächstbeste auszuprobieren und dann zu schauen, wie es ist.
Wichtig ist dann, sich nicht zum Spurwechsel zu schade zu sein, wenn man nach einem, zwei oder sieben Semestern merkt, dass es nicht das richtige ist. Lieber fängt man später einen cooleren Job an, als ihm 40 Jahre lang hinterher zu trauern.
Jeder strugglet
Genauso, wie es keinen Menschen ohne Probleme gibt, so gibt es auch keinen Erstie, der nicht ein Stück weit mit der Situation überfordert ist.
Somit sollte man sich meiner Meinung nach auch nicht einschüchtern lassen und nicht zögern auch mal um etwas Hilfe zu fragen.
Ich bin außerdem der Überzeugung, dass in dieser Zeit der Charakter unglaublich wachsen kann, gerade weil man sich in so einer unkormfortablen Situation befindet.
Also: Dont give up, und soweit es geht: Augen zu und durch!