dankbarkeit

Die vielleicht wichtigste Charaktereigenschaft

Die Zeit in Bayreuth war für mich nicht immer einfach, denn immer wieder stand ich vor neuen Herausforderungen und Problemen. Oft war ich dabei mit der Gesamtsituation nicht so wirklich zufrieden und ich dachte, dass es immer noch einige Aspekte im studentischen Leben gibt, die besser sein können. Antworten habe ich gesucht und gedacht sie gefunden zu haben, nur um im Nachhinein festzustellen, das Problem wahrscheinlich nicht an der Wurzel gelöst zu haben.

Vor wenigen Tagen bin ich dann aber über etwas gestoßen, was meiner Suche ein Ende bereiten könnte.

Das Glas ist halb leer

In den letzten Monaten war es häufig so, dass ich am Ende des Tages das Gefühl hatte, es fehlt mir etwas. Und wenn ich diese Sache in den Griff kriege, sollte es besser werden. Vor allem bei der Freundessuche lag mein Fokus viel zu oft auf den Dingen, die mir fehlten und nicht auf den Dingen, die schon da sind.

Ich weiß nicht woher sich diese Eigenschaft bei mir eingeschlichen hat, denn eigentlich würde ich mich schon als einen Menschen beschreiben, der stets versucht die positive Seite zu sehen. Da sieht man mal wie sehr man sich in sich selbst täuschen kann.

Aber es waren nicht nur die Freunde, sondern auch die allgemeine Situation inklusive WG und Uni. Hier passt wirklich der typische Spruch, dass das Glas für mich halb leer war.

Klar gibt es ja immer wieder Phasen, in denen man etwas Unzufrieden ist, aber mir war das für meinen Geschmack zu oft, weswegen ich auch immer wieder der Sache auf die Spur kommen wollte – ohne wirklich dauerhaften Erfolg.

Zumindest bis vor kurzem…

Die Lösung

Wie es der Zufall so will, bin ich mal wieder auf ein YouTube-Video gestoßen, welches mich wachgerüttelt hat. Es war das Video mit dem catchy Titel “Ein Mittel gegen Unzufriedenheit” von Kurzgesagt, was mir wahrscheinlich genau den Impuls gegeben hat, den ich gebracht habe.

Dankbarkeit.

Ein ziemlich unscheinbar daherkommendes Wort könnte man meinen, was bei mir jedoch genau das Puzzleteil war, welches mir gefehlt hat. Wenn man darüber nachdenkt ergibt es auch Sinn. Es ist genau die Eigenschaft, die unsere Aufmerksamkeit auf jene Dinge lenkt, die wir schon haben und mit denen wir happy sind. Sich darüber Gedanken zu machen, für was man dankbar ist, lässt die Dinge in den Hintergrund rücken, die man nicht hat. Die vielschichtigen Vorteile von Dankbarkeit möchte ich nicht einfach reproduzieren, weswegen ich jedem empfehlen kann, sich für das Video 9 Minuten Zeit zu nehmen.

Mir ist jedoch schnell aufgefallen: Zu wissen, dass eine Charaktereigenschaft die Lösung für viele Probleme sein könnte, lässt einen jene nicht direkt adaptieren.

Plötzlich sind in meinem Kopf all die Dinge herumgeschwirrt, für die ich dankbar sein könnte. Dabei hatte ich aber nicht wirklich ein tiefes Gefühl von Dankbarkeit, sondern es handelte sich eher um eine Inflation von Gedanken, die mir nicht wirklich weitergeholfen hat.

Es braucht also Arbeit und Zeit, um seine Gedanken neu zu ordnen, um über die Dinge wirklich anders zu denken.

Wie ich versuche es umzusetzen

Wie man es von mir vielleicht kennt, bin ich ein großer Fan von Stift und Papier. Demnach schreibe ich auch schon über ein Jahr hinweg Tagebuch, welches ich gerne mit einem Stoßdämpfer vergleiche, der Erschütterungen im Leben abfangen kann.

Im oben genannten Video wird die Möglichkeit eines “Dankbarkeits-Tagebuch[s]”erwähnt, worin man wie der Name schon vermuten lässt jeden Tag die Dinge hineinschreibt, für die man dankbar ist. Ich habe es ein/zweimal probiert und selbst für mich war das etwas gewöhnungsbedürftig. Momentan versuche ich lieber, diese Dinge in mein eben erwähntes “normales” Tagebuch zu integrieren, sodass es nicht so künstlich wirkt. Da bin ich aber noch am herumprobieren.

Ich habe also keineswegs einen perfekten Weg gefunden, Dankbarkeit tiefer in mir zu verankern, jedoch bin ich der Überzeugung, dass das Aufschreiben auf jeden Fall einen größeren Einfluss hat, als sich die Dinge nur versuchen einzureden.

Dabei soll aber gesagt sein, dass jeglicher Versuch ein Schritt in die richtige Richtung ist 🙂

Ein Allheilmittel?

Dass Dankbarkeit nicht die Lösung für jede Form von mentalen Problemen ist, sollte nicht zur Debatte stehen. Das Leben ist nun mal nicht so einfach, dass ein Ansatz alle Unstimmigkeiten beseitigen könnte.

Für mich ist es aber trotzdem ein zentraler Baustein für einen Charakter, den ich erstrebenswert finde.

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