Ein bisschen ist eine WG wie eine romantische Beziehung und so merkt man vielleicht eines Tages (oder auch nicht), dass die Situation, in der man sich befindet, nicht ganz so cool ist, wie man es sich vielleicht erhofft hatte.
Ich bin umgezogen und habe mit zwei Freunden jetzt eine neue WG gegründet. Daher möchte ich meine Hintergründe und Erfahrungen bezüglich des Themas WG teilen
Erfahrungen in der Ersten WG
Ich lebe seit Anfang meines Studiums, sprich Oktober 2021 in einer WG. Kennengelernt habe ich meine MitbewohnerInnen damals über WG-Gesucht und nach einem Treffen wurde mir recht bald Bescheid gesagt, dass ich gerne in die Wohnung einziehen könne, worüber ich mich natürlich sehr gefreut hatte. Somit war entschieden, mit wem ich die nächste Zeit Bad, Küche, etc. teile.
Wie man vielleicht den ersten Blogposts entnehmen kann hatte ich durch die WG erste soziale Kontakte in Bayreuth, auch weil ich den Freundeskreis kennenlernen durfte, wofür ich sehr dankbar bin. Diese gemeinsamen Aktivitäten beschränkten sich aber leider auf die ersten Wochen und im Laufe der Zeit hat sich natürlicherweise immer weniger ergeben und man hätte aktiv Energie hineinstecken müssen, um zusammen etwas zu unternehmen und damit den WG-Zusammenhalt zu stärken. Wie es aber so oft ist, waren meine zwei MitbewohnerInnen schon vorher gut befreundet (weswegen sie ja auch zusammen eine WG gründeten) und zusätzlich einem Studiengang. So verbringen die zwei natürlich automatisch viel Zeit miteinander, weswegen ich diesbezüglich das 3. Rad am Fahrrad war.
Leider empfand ich es auch als eher schwer (vielleicht gerade, weil man so wenig Zeit miteinander verbracht hat) eine engere Verbindung zu meinen MitbewohnerInnen aufzubauen. Man sah sich eben immer nur zwischen Tür und Angel und an vielen Tagen beschränkte sich der Kontakt auf den Small Talk, wenn die Wohnung betreten wird. Diese Situation hat mich aber nicht gestört, sondern ich habe mich eher daran gewöhnt, ohne mir zu viele Gedanken darüberzumachen.
Anfang des letzten Sommersemesters kam es jedoch Mal dazu, dass die eher durchwachsene WG-Situation von meiner Mitbewohnerin angesprochen wurde und so kamen wir nach Offenbarung unserer Sichtweisen zu dem Entschluss, dass wir vielleicht teilweise zwischenmenschlich nicht ganz so harmonieren und eine Änderung hermuss. Da die anderen zwei sich die Immobilie ursprünglich herausgesucht hatten, sah ich es als meine Aufgabe an auf die Suche nach einer neuen WG zu gehen.
An diesem Abend und den folgenden Tagen hat es sich ein bisschen wie “Schluss machen” angefühlt und es haben sich auch dementsprechende Gefühle manifestiert. Zunächst war ich einem Neuanfang euphorisch gegenübergestanden. Gleichzeitig war ich aber auch etwas überrumpelt von den kommenden Problemen. Außerdem fielen mir ab da immer mehr Dinge an der Wohnsituation auf, die ich definitiv nicht vermissen werde. Ich schwankte also sehr zwischen Freude und Angst vor dem Ungewissen.
Was möchte ich jetzt?
Mir war klar, dass ich auf jeden Fall wieder in eine WG ziehen möchte. Aber was sind dabei meine Erwartungen und Ansprüche? Ich möchte schließlich aus der Vergangenheit lernen.
Eine coole Sache fand ich zum Beispiel, dass wir uns den kompletten Kühlschrank und alle anderen Lebensmittel geteilt haben. Wenn jemand einkaufen war, wurde das einfach in Splitwise eingetragen und somit gab es kein “mein” und “dein”, sondern eben nur “unseres”. Dieser Nahrungsmittelkommunismus funktioniert jedoch nur, wenn alle auf lange Sicht Essen im selben Wert verbrauchen. Wenn hier die Gewohnheiten zu unterschiedlich sind, kann es zu signifikanten Ungerechtigkeiten kommen.
Was ich anders angehen möchte ist das WG-Leben. Hier möchte ich nun mehr Wert auf Aktivitäten mit den MitbewohnerInnen legen. Man denkt immer, dass sich das ja von selbst ergibt, wenn man sowieso zusammenwohnt. Wenn jedoch jeder so seinen eigenen Alltag hat, dann läuft es schnell wie in meiner alten WG. Um das zu verhindern, sollte man wahrscheinlich feste Termine für gemeinsame Aktivitäten einplanen, oder noch besser einen festen Abend in der Woche als “WG-Abend” deklarieren. Hier könnte man beispielsweise zusammen spielen, kochen oder einen Ausflug machen.
Mit diesen Gedanken im Hinterkopf machte ich mich also auf die Suche nach einer neuen WG, wobei ich überraschend schnell fündig geworden bin…
Neugründung mit Schulfreunden?
Wie es der Zufall so will, habe ich am Tag nach dem “Krisengespräch” in der Alten WG in der Mensa Freunde aus der Schule getroffen, mit denen ich zusammen Abi gemacht habe. Nach einer kurzen Unterhaltung standen schon die Pläne für eine gemeinsame WG in den Startlöchern, da auch meine zwei Freunde zum Wintersemester nach Bayreuth ziehen möchten.
Mit alten Schulfreunden zusammenzuziehen hätte ich letzten Oktober noch ausgeschlossen, da ich im Sinne “Seek Discomfort” mehr oder weniger auf mich allein gestellt sein wollte, was das kreieren eines sozialen Umfeldes hier in Bayreuth angeht. Jedoch habe ich in dieser Zeit einiges durchgemacht und dabei auch gelernt. Ich habe ein Netzwerk hier aufbauen können und kann meiner Meinung nach ruhig mit alten Freunden zusammenziehen, ohne Angst zu haben, mich zu sehr zurückzulehnen und damit etwas zu verpassen.
Außerdem denke ich mir: “Wie oft habe ich nochmal die Möglichkeit mit alten Schulfreunden zusammen zu ziehen?” Mit vorher fremden kann ich immer wieder in Zukunft zusammenziehen aber diese Möglichkeit wird sich vielleicht nie wieder in meinem Leben ergeben.
Demnach fiel meine Entscheidung, der WG mit den alten Kollegen eine Chance zu geben.
Auf einen Nenner kommen
Um zu entscheiden, ob wir denn wirklich zusammen in eine WG ziehen wollen bzw. können, wollten wir uns zusammen setzen und jeweils unsere Ansprüche kommunizieren. Da hat jeder natürlich andere Ansichten. Dem ersten ist zum Beispiel die Lage, dem zweiten die Einrichtung und dem dritten die Zimmergröße wichtig. Letztendlich muss man eben schauen, ob alles miteinander vereinbar ist. Bei uns war diese Voraussetzung glücklicherweise gegeben, auch wenn mir zum Beispiel die Nähe zur Universität und zum Zentrum wichtiger war, als meinen zwei Freunden. Diese hätten eher eine schönere Wohnung einer schöneren Lage bevorzugt.
Diese Ansicht hatte ich auch bevor ich in die Stadt gezogen bin und herausgefunden habe, welch großen Unterschied für das soziale Leben 10 oder 15 Minuten mit dem Rad bedeuten. Man gewöhnt sich einfach an die Nähe und mehr als 4 Kilometer mit dem Rad kommen einem plötzlich wie eine halbe Weltreise vor, die man lieber vermeidet.
Wohnungssuche
Haben wir uns einmal geeinigt, so konnte die Suche losgehen und verschiedenste Dienste wie immoscout, immowelt und WG-Gesucht wurden durchforstet. Wir hatten zunächst während des Semesters gesucht, doch wurden nicht so wirklich fündig. Erst gegen Ende des Semesters als die ersten Anzeigen aufkamen, die einen Einzug im August ermöglichen, war eine erste Wohnungsbesichtigung (welche die einzige war) auch möglich.
Zwecks Wohnungssuche bei WG-Neugründung habe ich diesen Artikel hier gefunden, der uns neben ein paar bekannten auch einige neue Infos und Tipps offenbart hat.
Eine Immobilie mit halbwegs geeigneter Zimmeraufteilung also etwa gleich großen Zimmern zu finden war nicht besonders einfach. Außerdem nimmt nicht jede/r VermieterIn gerne WGs. Aus diesen Gründen ist man am besten auf Portalen wie WG-Gesucht aufgehoben, wo man nach WG-Auflösungen Ausschau halten kann.
Man sollte auf jeden Fall nicht zu wählerisch sein, denn wie man ausreichend oft zu hören bekommt, gibt es Wohnraum nicht wie Sand am Meer. Man ist oft einer von vielen BewerberInnen und sollte dementsprechend auch schnell agieren. Hier schadet es sicher nicht so etwas wie eine Bürgschaft bzw. Gehaltszettel schon bei der Besichtigung griffbereit zu haben.
Letztlich gehört bei der Wohnungssuche immer ein bisschen Glück dazu, welches wir auch direkt bei unserer ersten Besichtigung hatten. Nicht viel später hatten wir nämlich eine sichere Zusage der Vermieterin.
Jetzt kann es losgehen
Umgezogen bin ich mittlerweile schon, denn das alte Zimmer hat auch schon eine neue Mieterin gefunden, worum sich meine MitbewohnerInnen aus der alten WG kümmerten. Jedoch dauert es noch bis zum Anfang des nächsten Semesters, dass wir alle so richtig dort Wohnen. Bis dahin werden erstmal die Semesterferien genossen, was man üblicherweise nicht in der Stadtwohnung tut 🙂