Keine Lust für die Uni zu lernen? Damit bist du wahrscheinlich nicht alleine und das obwohl wir im Gegensatz zur Schule endlich das machen können, was uns wirklich interessiert. Müsste da nicht eigentlich die Motivation aus uns heraussprudeln, nach dem was uns zum Studium getrieben hat?
Schön wäre es, aber auch ich als jemand, der von der Physik immer wieder begeistert ist, habe Probleme mich aufzuraffen und denke mir dann teilweise: „Wozu brauche ich den Scheiß?“ und habe demnach auch oft wenig Motivation.
Antrieb vs. Motivation
Zunächst ist es sinnvoll die Begriffe zu definieren, bevor ich mit ihnen durch die Gegend werfe, sodass auch klar ist was ich meine. Sehr oft reden wir von Motivation, vor Allem wenn sie fehlt. Sie betrachte ich als einen kurzweiligen Beweggrund, der mit einem Dopamin-Stoß zu vergleichen ist. Sprich man hat einfach in diesem Moment Lust diese und jene Sache zu tun. Zudem kommt Motivation auch oft von außen, beispielsweise wenn man sieht, dass KommilitonInnen im Gegensatz zu einem selbst gerade am Lernen sind, was uns ein schlechtes Gewissen bereitet und uns gleichzeitig durch den sozialen Druck dazu motiviert auch etwas für das Studium zu tun.
Davon abgrenzen möchte ich den Begriff des Antriebs, oder wie ich passender auf Englisch finde „Drive“. Das ist meiner Meinung nach wahrscheinlich eher der Grund hinter der Wahl des Studiengangs. Wir sind angetrieben, weil wir für ein bestimmtes Thema brennen und wir immer mehr darüber wissen wollen. Es ist ein Ansporn, der von innen kommt und sehr viel tiefer als Motivation in uns verankert ist. Unser „Drive“ muss auch nicht unbedingt ein konkretes Ziel haben, sondern ist eher ein grundlegendes Bedürfnis, welches verlangt gestillt zu werden. Er kann (aber muss nicht) uns ein Leben lang begleiten, weswegen seine Tragweite nicht zu unterschätzen ist.
Drive finden
Wenn man Motivation als etwas temporäres und Antrieb als etwas Dauerhaftes sieht, ist es ja sehr erstrebenswert diesen Antrieb zu finden. Um etwas zu finden, muss man aber erst danach gesucht haben, weswegen man sich keinen Druck machen sollte beispielsweise direkt zu wissen, was man mit seinem Abschluss anfangen möchte. Jeder braucht hier mehr oder weniger Zeit, um das zu finden, für was er brennt. Ich denke auch, dass man im Leben immer mal wieder auf diese Suche gehen sollte, weil wir uns alle mit der Zeit verändern und damit auch das, was uns dazu bewegt jeden Morgen aufzustehen.
Eine Bedienungsanleitung um seinen Antrieb zu finden gibt es wie bei so vielen Dingen nicht. Es schadet aber wahrscheinlich nicht sich mal Zeit zu nehmen, um darüber mit einem Zettel und Stift ausgerüstet, nachzudenken. Danach bleibt einem auch nicht mehr übrig als verschiedene Dinge mit nachfolgender Reflexion auszuprobieren.
Drive wiederentdecken
Manchmal steht man zu nah an dem Berg dran, um zu sehen wo man eigentlich hinwollte. Das kann passieren, wenn man sich mitten im Kuddelmuddel des Studiums befindet und man nur noch die Arbeit sieht. Da ist es auch mir passiert, dass das Feuer für Mathe und Physik so gut wie erloschen ist und ich teilweise in die Vorlesung mit einem Gefühl von Zwang gegangen bin, wobei ich vor Allem bei Mathe die Lust komplett verloren habe. Während der Vorlesung kamen Gedanken auf, wie „O Mann ist das langweilig… “ und „Wozu brauche ich das überhaupt?“. Ein Stück weit sind diese Gedanken ja auch alles andere als unnormal, weil man immer Dinge tun müssen wird, die einem weniger Spaß machen. Mich haben diese Gefühle jedoch schon so sehr eingenommen, dass ich gar nicht mehr zugehört habe und ich die Vorlesung über mich ergehen lassen habe.
Da ist bei mir der Moment gekommen, dass ich gemerkt habe, dass ich etwas ändern will. Ich brauche immer ein „warum“, wenn ich etwas tue, und das habe ich zwischenzeitlich verloren, weswegen ich mich dazu entschieden habe, meinem Antrieb einen neuen Zündfunken zu geben. Ich wusste ja schließlich, dass ich mich für die Inhalte meines Studiums eigentlich wirklich interessiere, und ich mir das nicht nur eingebildet habe.
Was habe ich jetzt also gemacht um mich wieder daran zu erinnern, dass Mathe cool sein kann und es nicht trocken wie die Sahara sein und man davor Angst haben muss?
- YouTube: Hier gibt es nämlich zu jedem Thema inspirierende Inhalte. Dadurch, dass ich in die Suchleiste „Was ist Mathematik“ eingegeben habe, bin ich wieder auf den Trichter gekommen, was die Intension hinter dieser Strukturwissenschaft ist und habe gemerkt, dass ich mich durchaus dafür begeistern kann.
- Bücher: Sie sind eine längerfristige Beschäftigung, geben aber noch tiefere Einblicke und erinnern einen vielleicht auch länger an das, für was man brennt. Ich konnte mich noch gut an die positiven Gefühle bezüglich Mathe erinnern, nachdem ich zum ersten Mal das Buch „Alex’s Adventures In Numberland“ (Auf deutsch: Alex im Wunderland der Zahlen) gelesen habe. Mit dem Gedanken diese Gefühle wieder hervorzurufen habe ich es also wieder in die Hand genommen und was soll ich sagen – Das Buch hat mal wieder seinen Job erfüllt.
Es lohnt sich also weit in die Vergangenheit zurück zu denken und sich zu fragen, was einst das Feuer entfacht hat. Manchmal liegen diese Ereignisse auch tief in der Kindheit, was wirklich faszinierend sein kann.
Keine Motivationsgarantie
Nur weil man (wieder-)gefunden hat, was einen im inneren bewegt genau dieses Studium zu bestreiten, heißt das nicht automatisch, dass man immer voller Motivation an die Aufgaben des Tages heran gehen wird. Der Antrieb ist also keine Garantie für Motivation. Sich beim Lernen aber auch immer auf die Motivation zu verlassen wäre eine sehr gewagte Strategie. Kein Mensch, auch nicht Elon Musk ist nämlich stets motiviert, wenn es Dinge gibt, die darauf warten erledigt zu werden.
Hier möchte ich wieder eine andere Idee ins Spiel bringen, auf die ich bereits in meinem allerersten Blogartikel verwiesen habe: Habits (You know: Diese Dinger die schwerer sind nicht zu tun, als sie zu tun, wie beispielsweise das Abtrocknen nach dem Händewaschen)
Die Gewohnheit, sich zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort, vielleicht auch mit entspannter Musik hinzusetzen, um Vorlesungen nachzubereiten oder Übungsblätter zu bearbeiten macht das Leben als Studierender deutlich einfacher. Wichtig ist es vor allem, dass es Spaß macht, wofür man alles tun sollte. Gepaart mit einem tiefen inneren Beweggrund dieses Habit beizubehalten, ist das die eierlegende Wollmilchsau für den Lernerfolg.
Diese Routine zu finden ist natürlich alles andere als einfach und kann auch lange dauern, jedoch lohnt es sich meiner Meinung nach definitiv sich diese Arbeit zu machen, um ein nachhaltiges Lernsystem etablieren zu können. Es ist einer dieser Dinge über die man sich einmal viel Gedanken macht und Energie reinsteckt, dafür jedoch über einen langen Zeitraum davon profitieren kann.
Wieder Mal keine Lust auf Uni?
…Dann versuche dich doch einfach daran zu erinnern, warum du das, worauf du gerade keine Lust hast, eigentlich machen möchtest. Motivation kommt und geht – das sollte dir jetzt bewusst sein. Geh der Sache auf den Grund und wenn du weißt, dass es dir eigentlich wichtig ist, dann mach es dir gemütlich, hole dir den Motivationsschub über ein bisschen Musik und probiere einfach mindestens 5 Minuten in deine Arbeit einzutauchen. Dann bist du idealerweise im Flow, wonach du nicht mehr aufzuhalten bist.