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Semesterferien nutzen

Die Semesterferien haben begonnen und die große Freiheit steht nach einem halben Jahr endlich wieder zu Verfügung. Nach der letzten Klausur hörte ich jedoch von vielen KommilitonInnen, dass sie ja so überfordert seien, die jetzt so plötzlich in großen Mengen vorhandene Freizeit zu füllen. Das konnte ich zunächst gar nicht verstehen, denn bei mir mangelte es über das Semester hinweg nicht wirklich an Beschäftigungen, mit denen ich auch noch mehr Zeit hätte verbringen können.

Jetzt, wo ich schon ein paar Wochen zu Hause verbracht habe, ist mir klargeworden: Ganz so einfach ist es vielleicht doch nicht die Semesterferien erholsam zu nutzen…

Was heißt eigentlich “nutzen”?

Ganz allgemein hört man ja immer wieder davon, dass man seine Zeit nutzen soll, vor Allem in den jungen Jahren; aber was heißt das überhaupt? Wenn man sich hierüber im Internet informiert stößt man schnell über den Begriff der Produktivität. Somit existiert auf Youtube eine regelrechte productivity Szene, die einem nahelegt, so viele Dinge wie möglich am Tag erledigt zu bekommen. Ich hatte eine Zeit lang viele dieser Videos geschaut, was natürlich zunächst nichts schlechtes war. Mein Problem damit ist aber, dass es oft darum geht in irgendeiner Form ein Produkt am Ende geschaffen zu haben, bzw. einen offensichtlichen Nutzen daraus ziehen zu können. Jedoch heißt meiner Meinung nach sinnvoll Zeit investieren nicht gleichzeitig, dass am Ende ein Ergebnis zu sehen sein muss.

Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen ist einer der wichtigsten Dinge im Leben wage ich zu behaupten, aber dabei entsteht nunmal kein Produkt. Oder wie ist es mit anderen besonderen Erlebnissen, wie Konzerte, Reisen oder Zeit für sich selbst im Allgemeinen? Als “produktiv” würde ich das nicht bezeichnen, aber definitiv als eine sinnvolle Zeitinvestition, die einem wirklich etwas geben kann. Der “Nutzen” dieser Dinge bleibt zunächst im Verborgenen und zahlt sich viel später aus.

Ich weiß, dass das sehr technisch klingt und sich die Meisten auf ihr Bauchgefühl verlassen können, wenn es darum geht soziale Kontakte zu pflegen. Da bin ich vielleicht etwas verkopft und muss mich demnach öfters an diese Kultivierung erinnern.

Mit dieser etwas länglicheren Definition von “Zeit nutzen” habe ich mir also noch vor den letzten Klausuren ausgemalt, wie die Semesterferien für mich aussehen könnten.

Erwartungen

“Endlich kann ich mich jenen Dingen widmen, die unter dem Semester zu kurz kamen” war mein Plan. Vor Allem wenn man noch die Zeit hat, die man sonst für den Haushalt, inklusive Einkauf und Kochen aufwenden muss. Dabei hatte ich Dinge, wie Musik machen, etwas mit Freunden/Familie unternehmen, mal wieder bisschen italienisch lernen oder auch endlich mal wieder ein Buch in die Hand nehmen im Kopf. Bei letzterem bedauere ich besonders, dass ich unter dem Semester seltener dazu gekommen bin.

Jetzt hat man so viel Zeit, wie früher in den Sommerferien, stelle ich außerdem erstaunt fest, und realisiere plötzlich, um welch lange Periode es sich hier eigentlich handelt. In der Schulzeit waren diese großen Ferien eine gefühlt unendlich lange Zeit und ist es einem nicht mehr bewusst, wie lange man ja jetzt eigentlich an nichts gebunden ist.

Mit dieser Erkenntnis habe ich mich also rangesetzt, um diese lange Zeit wortwörtlich mit Leben zu füllen. Wenn wilde Projekte in meinen Kopf geschossen kamen, habe ich sie auf die Liste geschrieben. Genauso habe ich mir auch vorgenommen jede Gelegenheit anzunehmen eine schöne Zeit zu verbringen, also vor Allem Urlaub etc.

In den Planungen war ich schonmal sehr euphorisch. Zu wenig habe ich mir definitiv nicht vorgenommen. Aber wie ist es jetzt wirklich in den ersten Wochen? War es vielleicht doch zu viel?

Realität

Natürlich ist erst ein kleiner Teil meiner Ferien vorüber, weswegen ich noch kein Gesamtbild habe. Die ersten drei Wochen waren aber definitiv nicht langweilig das kann ich bereits sagen.

Zunächst ist es eine Umgewöhnung nach einem halben Jahr, mal wieder mehr oder weniger daheim einzuziehen. In diese alte “Rolle” musste ich mich schon erst wieder einfinden. Ich habe mich zwar zurückgelehnt, was die Haushaltssachen angeht, aber ich fand es gleichzeitig trotzdem irgendwie blöd, dass ich nicht selbst entscheide, was auf den Tisch kommt. Hier herrscht also ein kleiner Konflikt zwischen “Ich lass es mir gut gehen” und “Eigentlich will ich selbst bestimmen”. Leider siegt bei mir oft die Faulheit und im Nachhinein ärgere ich mich selbst darüber, dass ich meine Ideen zwecks Abendessen nicht eingebracht habe.

Außerdem dachte ich ja anfangs, dass es ja quasi unmöglich sei, die viele Zeit komplett zu füllen, aber ich muss sagen, dass ich letztendlich doch ziemlich viel Kalender-Tetris spielen muss, um alle schönen Aktivitäten inklusive dem Urlaub unterzubekommen. Tagsüber war dann aber doch meistens genug Zeit für die kleineren flexibleren Dinge, wie Musik machen und italienisch lernen, wenn man sie sich dann auch genommen hat. Kleinvieh macht jedoch auch Mist und es kann erstaunlich sein, wie schnell der Tag herumgegangen ist, ohne dass man etwas “großes” gemacht hat. Wenn ich also gefragt werde, was ich an solch einem Tag gemacht habe, fallen mir nur diese kleinen Dinge ein und habe somit nichts großes zu erzählen, was aber nicht heißt, dass es nicht schön war die Zeit so zu verbringen.

Wie geht es weiter?

Noch etwas über die Hälfte der Ferien steht mir noch bevor und habe also noch die Chance Dinge etwas anders zu machen. Ich habe vor, mir etwas mehr Luft zu lassen, und mir auch mal einen Abend für mich selbst fest einzuplanen, anstatt immer von Aktivität zu Aktivität zu rennen.

Ansonsten möchte ich einfach die freie Zeit genießen, denn das habe ich mir nach den Klausuren definitiv verdient.

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